Šiauliai

Es gibt diesmal sehr viele Bilder aus Siauliai, aber mir fiel die Auswahl wirklich schwer. Viele Bilder sind bei meinem Besuch im Winter entstanden. Es gibt also keine Hochglanzaufnahmen. Vielleicht bekommen sie aber einen ersten Eindruck und ein paar Tipps und besichtigen die Stadt selber. Siauliai ist nämlich sehr interessant.

Siauliai Apostel Peter und Paul Kirche

Die Apostel Peter und Paul Kathedrale

Siauliai Peter und Paul Kirche Turm  

Glockenturm und Eingang

Siauliai Apostel Peter und Paul Kirche Innenraum

Innenraum Apostel Peter und Paul Kathedrale

Šiauliai ist die viertgrößte Stadt Litauens mit ca. 108.000 Einwohnern. Häufig wird der in der Nähe liegende Berg der Kreuze besucht und die Stadt vernachlässigt. Das war zumindest bei mir immer so.

Aber tatsächlich hat auch die Stadt Šiauliai einiges zu bieten. Obwohl sie im Laufe der Geschichte durch die Schweden, Russen, den Truppen Napoleons und vor allem durch die Deutschen im 1. und 2. Weltkrieg mehrfach zerstört wurde (damals bestanden die meisten Häuser aus Holz). Viele historische Gebäude gibt es also nicht mehr, aber einige zeigen wir euch. Im Stadtbild gibt es sehr viel Kunst und noch mehr Museen. Die Museen sind teilweise aufgrund der in Šiauliai hergestellten Güter entstanden. So gibt es ein Fahrradmuseum, Katzenmuseum, Fotomuseum, ein Radio und Fernsehmuseum sowie Polizei und Gefängnismuseen. Ich stelle hier das Schokoladenmuseum und das Chaim Frenkel Museum vor.

Schokoladenfabrik Ruta Siauliai Litauen

Das renovierte Museum der Schokoladenfabrik Ruta

Sehenswert, besonders, wenn man mit Kindern reist, ist das Schokoladenmuseum der Firma Ruta. Im Verkaufsraum kann man sich mit Schokoladenprodukten und Kakaobutter eindecken. Im Museum selber kann man an einer geführten Tour durch die Schokoladenproduktion teilnehmen und die Mitarbeiter des Museums erklären den Prozess der Schokoproduktion von der Kakaobohne bis zur Schokolade. Besonders interessant natürlich die Bestandteile von Weißer-, Milch- und Zartbitterschokolade besonders hinsichtlich ihres Zuckergehaltes.

Ruta Roter Stern Schokolade Litauen

Roter Stern- ob kommunistische Schokolade besser schmeckte?

Ausstellungsstücke zeigen die Produkte von Ruta in ihrer wechselhaften Geschichte.

Kinder werden im Museum aktiv eingebunden Ruta Litauen

Das Interesse der Kinder ist geweckt

  Amtsgebäude Siauliai Litauen

Rathaus in Siauliai (ein etwas älteres Foto von mir)

Siauliai Fussgaengerzone Winter

Die erste Fußgängerzone der damaligen Sowjetunion, heute 1280 Meter lang, gebaut 1975. Die Laisves aleja in Kaunas folgte 1982

Zwar ist sie weder so berühmt wie die Laisves aleja in Kaunas, aber viele Malereien und Kleinkunst machen sie liebenswert, die Fußgängerzone von Šiauliai. Das litauische Restaurant Žemaitis hat mir gut gefallen. Es liegt an der Fußgängerzone, die Adresse heißt aber Draugystes pr. 25

Fussgängerzone Siauliai

Fußgängerzone Siauliai im Sommer

Chamäleon Siaulai

Chamäleon an der Fußgängerzone

Muzika Kunst Siauliai

Musik...oder "Mädchen mit Querflöte" 1985 von A. Toleikis

Motinyste Mutterschaft Siauliai

Mutterschaft (Motinyste, von A. Toleikis) 1979

Passten! "Meine Schuhe" von Martynas Gaubas

Auf den in der Fußgängerzone fest montierten Schuhen aus Messing sind Teile des Stadtwappens zu sehen, Stier, Auge und Bär, Lorbeer und der Bogenschütze. Der Sage nach bringt das schlüpfen in die Schuhe Glück. 

Siauliai Schuhgeschaeft Symbole

In Siauliai war es lange Tradition vor den Geschäften Symbole zu haben, die anzeigten, was genau verkauft wird.

So gibt es auch heute noch Hinweise auf Schuhgeschäfte, Apotheken, Schwalben für das damals einzige Schmuckgeschäft. Hier deckten sich die Heiratswilligen mit Ringen ein und die Schwalben waren ein Zeichen für Schmuck und Liebe ;-). Ein Schild mit Hummer war das Zeichen für (k)ein Fischgeschäft. (Siehe unten).

An der Fußgängerzone liegen einige der Siauliaier Museen, man kann Gebäude aus der berühmten litauischen Architektur der Zwischenkriegszeit sehen.

 

 Siauliai Geschaefte Symbole

 

 

 

 

 

 

 Schilder vor den Geschäften

Der Satz "Ein Schild mit Hummer war das Zeichen für ein Fischgeschäft." ist ein Irrtum: Es handelt sich um eine Zigarettenschachtel mit einem Krebs, der sie umarmt. Das Wort "Krebs" bezieht sich nicht nur auf ein Weichtier, das oft mit Bier gegessen wird, sondern auch auf eine onkologische Krankheit. Es ist eine Werbung für einen Tabakkiosk und eine Art soziale Werbung, die vor den durch das Rauchen verursachten Krebskrankheiten warnt. Es ist eine für die damalige Zeit sehr moderne Lösung, die vor den Schäden des Rauchens warnt.  (Dank an E. Balciunas)

Russisch Orthodoxe Kirche Apostel Peter und Paul

Nach der Niederschlagung der litauisch-polnischen Aufstände gegen den Zaren kam es vermehrt zu Russifizierung. Die orthodoxe Kirche wurde 1864 mitten ins Zentrum von Siauliai gebaut, obwohl weniger als 3% der Bevölkerung russisch-orthodoxen Glaubens war. 1936 (1919 erklärte Litauen sich für unabhängig) wurde sie sorgsam abgebaut und auf dem russisch-orthodoxen Friedhof wieder aufgebaut. Unterwegs sind ein paar Steine verloren gegangen, denn sie ist heute kleiner als früher.

Innenraum

Hier befand sich das Siauliaier Ghetto von 1941-1944

Hier wurde 1941 das Ghetto von Siauliai eingerichtet. Die 4-5.000 Lagerinsassen mussten in der Lederfabrik von Chaim Frenkel arbeiten. Die für die Judenvernichtung in den besetzten Gebieten Zuständigen wollten sofort alle Juden töten. Für Gebietskommissar Gewecke war die Lederfabrik aber Kriegswichtig. So wurde die Judenvernichtung hier etwas hinausgezögert. Die Deutschen fanden keinen Ersatz für die Spezialisten in der Lederverarbeitung. Im Gebietskommissariat Šiauliai arbeiteten gerade mal 20 Deutsche. Der komplette litauische Verwaltungsapparat wurde übernommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Erinnerungstafel an Jonas Noreika. Noreika war 1941 Kreischef in Siauliai und unterzeichnete die Befehle für die Einrichtung des Ghettos in Siauliai. Er war als Chef der litauischen Verwaltung direkt für die Umsetzung der deutschen Befehle verantwortlich. Soweit die Befehle den litauischen Interessen entsprachen, wurden sie auch widerspruchslos ausgeführt. Erst als es den Litauern an den Kragen ging (und die Juden tot waren), gab es auch von Noreika Widerstand.

Der Zubov Palast

Der Palast und die umgebenden Häuser wurden meist um 1765 gebaut. Verwalter der königlich polnischen Güter (auch) in Siauliai war damals Antoni Tyzenhauz. Als Litauen und Polen geteilt wurde (1795) gab Zarin Katharina II. ihrem Günstling, dem russischen Adligen und General Platon Zubov das Gut in Siauliai. Zubov war Mitinitiator der 2. Polnischen Teilung und besaß Güter in ganz Osteuropa.
Nach dem I. Weltkrieg wohnten die Zubovs nicht mehr in Siauliai (Litauen war nun unabhängig, die Russen weg) und im Herrenhaus wurde ein Museum eingerichtet aber leider auch einige Wirtschaftsgebäude und Zufahrtstore abgerissen. Die heutige Verwendung des Palastes ist nicht geklärt.,

Die Villa von Fabrikbesitzer Chaim Frenkel. Heute ein Museum

Chaim Frenkel Villa in Siauliai

Frenkel begann sein Geschäft in Ukmerge. Als er 5000 Rubel angespart hatte, zog er um nach Siauliai. Seine Lederfabrik begann klein und wurde immer größer. Er bekam vom Zaren (das war noch die Zaristische Zeit in Litauen, also bis 1914) die Konzession Ledersohlen für Armeestiefel zu produzieren. Hinten rechts von der Frenkel Villa ist die ehemalige Lederfabrik. Sie produzierte auch während der Sowjetzeit  noch Schuhe, ging aber während der litauischen Unabhängigkeit nach 1990 pleite. Vorne rechts ist die von Frenkel gestiftete Synagoge. Ein interessantes Gebäude in leider schlechtem Zustand.

Ich fragte mich, warum Frenkel sein Haus direkt neben der bestimmt nicht gut riechenden Lederfabrik baute. Man antwortete mir: "Für einen Lederfabrikbesitzer war das kein Gestank, sondern der Geruch von Geld" ;-)

Die Synagoge von Chaim Frenkel, gebaut 1914. Sie ersetzte einen Holzbau.  Die untere Etage war für Männer, der oberste Stock für die Frauen reserviert. Ab 1941 wurde sie als Sporthalle genutzt.

Die Frenkel Villa vom Garten aus gesehen. Im Sommer muss der Park sehr schön sein. Die Fabrikgebäude befinden sich links vom Fotografen.

Treppenhaus Siauliai Chaim Frenkel Museum

 Treppenhaus im Chaim Frenkel Museum

Chaim Frenkel Villa Museum

Chaim Frenkel Museum Ausstellung

Litauen Chaim Frenkel Villa Museum

 Einrichtung aus der damaligen Zeit

Uhren Chaim Frenkel Villa Museum

 Neben diesem Raum für Uhren gibt es auch welche, der Fabrik entsprechend, für Leder.

Iron Lape Siauliai Eiserner Fuchs

Wie wir gesehen haben, ist Siauliai die Stadt der Kunst und Kultur. Eiserner Fuchs

Der Eiserne Fuchs ist die größte Tierskulptur in Litauen. Sie wiegt 7 Tonnen, ist 15 Meter lang , 6,6 Meter hoch und 4,15 Meter breit. Das stählerne Herz vom Fuchs ist 1,20 hoch und 0,9 Meter breit und beinhaltet eine gravierte Kupferplatte mit Botschaften an die kommenden Generationen. Die Figur wurde anlässlich des Jubiläums der ersten Erwähnung Litauens vom Siauliaier Künstler Vilius Puronas gebaut und Dezember 2009 am Talkša See aufgebaut. Bildhauer Puronas scherzte: " Vilnius hat den Eisernen Wolf, Siauliai könne stolz auf seinen Eisernen Fuchs sein, das Symbol für Geschick und Weisheit. Tatsächlich fällt in Litauen auf, dass es noch wenige Vandalen gibt, die alles mutwillig zerstören. In meiner deutschen Heimatstadt wäre der Fuchs demoliert oder gar zerkleinert und als Metall verkauft worden.

Litauen Sonnenuhr Schütze Siauliai

Sonnenuhr "ŠAULYS"

Das Highlight des Sonnenuhrplatzes ist die vier Meter hohe Skulptur "Schütze" aus Bronze und Gold, die von Stanislovas Kuzma geschaffen wurde. In das Pflaster eingearbeitet ist die Zahl 1236. Der Goldjunge (oder kleine Schütze) verkörpert die drei Symbole Šiauliais: die Sonne, den Bogenschützen und die Zeit. Es ist die höchte Sonnenuhr Litauens.

Schlacht von Schaulen

Die unter der Statue eingelassenen Zahlen "1236" weisen auf die Schlacht von Schaulen hin. Dort kam es 1236 zu einer vernichtenden Niederlage des Livländischen Schwerbrüderordens gegen die Litauer. Grund des Angriffs des Ordens war eine angereiste Gruppe von holsteinischen Kreuzfahrern aus Dänemark. Die Jungs hatten Urlaub genommen und wollten den litauischen Paganen das Christentum einprügeln. Oder Spaß am Vergewaltigen und Niederbrennen von Häusern haben. Ich weiß es nicht. Der livländische Schwertbrüderorden (der nord-westlich von Litauen an der Ostsee heimisch war (Riga), im Gegensatz zu den Deutschen Kreuzritter aus dem Gebiet der Marienburg, also süd-westlich von Litauen) unternahmen also mit den Holsteinern, leicht bewaffneten einheimischen lettischen Stämmen und Truppen aus Pskow, lettischen Stämmen  eine Expeditionstour nach Litauen. Bei der Rückkehr nach Riga kam es an einer Furt zur Konfrontation mit Schemaiten und Litauern. Die Holsteinischen Ritter wollten nicht zu Fuß kämpfen und das Gelände war für die schweren Ritterrüstungen und für Pferde nicht ideal. Die Ritter, aus Angst um ihre Pferde, rasteten über Nacht. Am Morgen wurden sie von Schemaiten unter Vykintas und Litauern unter Fürst Mindaugas angegriffen. Die einheimischen Verbündeten der Schwertbrüder flüchteten sofort, während die holsteinischen Kreuzfahrer sowie die Ordensbrüder vernichtend geschlagen wurden. Der Livländische Orden war nach der Schlacht von Schaulen so geschwächt, dass es sich mit dem Deutschen Orden zusammenschloss. In Chroniken des Schwertbrüderordens wird das Gebiet des Kampfes als "terram Sauleorum" bezeichnet, also in etwa Sonnenland. Sonne heißt auf lettisch und litauisch Saule und so heißt auch der baltische Gott der Sonne. 1236 gilt als die erste Erwähnung der Stadt Siauliai und als erster große Niderlage der Orden im Baltikum, die andere baltische Stämme ermutigte, sich gegen die Eroberer zu wehren. (Danke an Evaldas Balčiūnas für den Hinweis auf das Jahr 1236. Ohne einheimische Hilfe sind solche Texte schwierig).

Hotel Siauliai See

Gasthof zum Fischer Zveju Uzeiga

Es gibt in Siauliai nicht so viele Hotels und das im Zentrum gelegene Park Hotel ist oft von Bundeswehrangehörigen belegt. Sehr schön gefiel mir das

"Žvejų Užeiga" am Rekyvos See. Um zum Gasthaus der Fischer zu gelangen, braucht es aber schon ein Auto weil es ist nicht zentral. Im Glasanbau kann man Kaffee trinken und auf den See schauen. Sehr schön! Bei Booking kann man sich die Bewertungen anschauen.

Marker 732 Siauliai

Etwas ausserhalb des Zentrums ist auch das Denkmal Marker 732

MARKER 732 /Skulptur
Dieser Ort markiert die Stelle, an der 732 Menschen (nach den verfügbaren Daten) von den Nazis getötet und in einem Massengrab während der Zeit von 1941 bis 1944 begraben wurden. Die meisten Opfer wurden aus dem Arbeitslager Šiauliai hierher gebracht, und es wird vermutet, dass der Ort, der unter dem Namen Pročiūnai bekannt war, eine letzte Ruhestätte für Gefangene verschiedener ethnischer Herkunft und Nationalitäten war. Nach dem Krieg wurde dieser Ort Teil des umzäunten Geländes des Militärflughafens Zokniai, wo Schotter ausgehoben und neue Gebäude errichtet wurden. Aufgrund von Zeugenaussagen wurde den Angehörigen gestattet, einige der gefundenen und identifizierten Überreste wieder zu bestatten. Einige der Überreste der Opfer wurden auch 2015 beim Bau von Straßen und Versorgungsnetzen in der Freien Wirtschaftszone Šiauliai gefunden. Nach Durchführung der archäologischen, anthropologischen und historischen Untersuchungen wurde beschlossen, die sterblichen Überreste an ihrem ursprünglichen Bestattungsort zu belassen und die Stätte durch ein Denkmal zu kennzeichnen
MARKER 732 ist eine Hommage an alle, die hier ihr Leben verloren haben, ungeachtet ihrer Religion, Nationalität oder politischen Überzeugung. Die Menschen, die hier begraben sind, verbindet nicht nur dasselbe Grab, sondern auch dieselben Gitterstäbe der Gefängniszellen, die sich in der Skulptur als Symbol für die Tragik und Grausamkeit dieser Epoche der Geschichte widerspiegeln.

 

Über den Berg der Kreuze       Siauliai Holocaust   

Auf der Webseite werden auch die kleineren Museen von Siauliai vorgestellt: Siauliai TIC

 

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