Onuškio Herrenhaus

 

Das Onuškio Anwesen findet man im Dorf Onuskis auf dem Weg zum Ilzenberg Dvaras, bekanntlich im nord-östlichen Litauen nahe der lettischen Grenze.

Das Dorf Onuskis wird erstmals im Jahre 1923 erwähnt. Bis dahin hieß es in Urkunden mehr als 400 Jahre lang Hanušiškės (Ganuschischki),

 Onuskio Herrenhaus Litauen Vorderansicht

Onuskio Dvaras Eingangsbereich

Das Herrenhaus wurde im 19. Jahrhundert  im Stile des Spätklassizismus gebaut, aber im I. Weltkrieg schwer beschädigt und nie wieder restauriert. Aus der Zeit, als das Herrenhaus noch bewohnt war, stammen heute noch neun Gebäude, aber alle sind im schlechten Zustand. Das rechteckige Gebäude mit einem zweigeschossigen Mittelteil und elf Säulen an der Fassade erinnerte an das griechische Athen. Und auch vom ehemals im englischen Stil gehaltene Garten ist nichts mehr zu erkennen.

Erstmals erwähnt wurde das Gut schon 1522. Im 18. Jahrhundert gehörte das Gebiet von Onuškio der Familie Rajeck. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Onuškis von Juozapas Komaras (dem Besitzer des Herrenhauses Raguvėlė) gekauft, der 1849 starb. Sein Sohn Teofilis (1800-1861) baute in Onuškis einen spätklassizistischen Palast, dessen Fassade zum Park hin mit 11 Säulen verziert war. Als Architekt wird Cesare Anighini vermutet. Anighini, oder polonisiert nannte er sich Cezary Anichini (kleiner Exkurs in die litauische Geschichte), war ein italienischer Ingenieur, der 1812 mit Napoleons Großer Armee auf dem Weg nach Moskau durch Litauen kam. Bekanntlich blieb Napoleon im russischen Winter stecken und Anchini wurde in Russland/Litauen gefangen genommen und wohnte in Vilnius. Er blieb auch nach dem Krieg im litauischen Russland (Litauen gab es seit der 3. Polnischen Teilung nicht mehr als Staat) und arbeitete als Architekt.

 

Anichini wurde damals ziemlich berühmt, arbeitete hauptsächlich für die Adligen Tiškevičius und renovierte unter anderem die Burg in Raudone, baute die Kirchen in Raudondvaris, Birzai und Raguvele.

Ob die Familie Komaras etwas mit den Komarowskis zu tun haben, die mehrere Herrenhäuser in der Region Birzai besaßen? Ist ja nicht weit entfernt.

Nach dem Tod des Erbauers des Palastes, T. Komaras, wurde das Anwesen von seinem Sohn Vladislovas Komaras (1848-1896) verwaltet, gefolgt von seiner Frau Marija und seinen Kindern. Durch Heirat ging das Gut an die Krasickis über, und 1922, als die Bodenreform begann (im unabhängigen Litauen), wurde es parzelliert. Parzelliert: den Großgrundbesitzern wurde Land weggenommen und den landlosen Bauern gegeben.

Der Onuškis-Palast brannte im Ersten Weltkrieg ab, doch die kunstvollen Ruinen überstanden sogar den Zweiten Weltkrieg und stehen noch heute. Die Wände sind stark zerstört, das Dach ist weg.

Leider gibt es über die genaueren Umstände des Brandes keine Informationen.

Der Park verfügt derzeit über zwei Teiche. Es gibt über 21 Arten von einheimischen Bäumen und Sträuchern.

 

Onuskio Herrenhaus Litauen 1900

Bild vom Onuskio Herrenhaus vor dem I. Weltkrieg (©Wikipedia)

Noch schön zu sehen sind die Stufen im Eingangsbereich. 

 Onuskio Herrenhaus Litauen Eingang

Eingang und Treppe, auf der man nichts mehr erkennt.

 

Donatas Zvirblis schildert in seinem Blog über Herrenhäuser in Litauen, wie wohl der Weg in das  Onuskio Herrenhaus war. Wenn seine Mutmaßung stimmt, gab es früher schöne weiße  Marmorstufen, die heute fehlen. Wenn man also Bauernhäuser in der Umgebung von Onuskis mit etwas deplatziert- luxuriös erscheinenden Marmorplatten sieht, lagen die vielleicht früher auf den Treppen vom Onuskio Dvaras.

 Onuskio Herrenhaus Litauen Besuch

Zufahrt zum Anwesen

Fazit: Onuskio Dvaras erinnert an die ehemalige russisch-polnisch-litauische Oberschicht im Lande. Der Besucher sollte sich auch daran erinnern, dass es zur Zeit des Herrenhauses keine Grenzen in dieser Gegend gab, sondern alles zum Gouvernment des Russischen Reiches gehörte. Litauen oder Lettland existierten nicht. Es gibt viele Herrenhäuser wie das in Onuskio und die meisten sind in einem besseren Zustand. Wenn der Besucher aber vor hat, das Ilzenberg Anwesen zu besichtigen, lohnt es sich anzuhalten und über den Reichtum (und Schönheit) eines Herrenhauses und der Armut und Einfachheit seiner Umgebung nachzudenken.

 

Onuskio sieht dem Herrenhaus Mantagailiskis in Birzai sehr ähnlich. Scheinbar ist der Architekt aber nicht der gleiche.

 

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