Maironis Museum

Das Maironis Museum ist das zentrale Literaturmuseum von Litauen. Es ist seit 1936 in Maironis schmuckem Haus aus dem 18. Jahrhundert, neben dem Rathaus von Kaunas untergebracht und sammelt litauische Literatur von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Ein Besuch im Museum lohnt sich in kultureller und architektonischer Hinsicht. 

Vorderansicht Maironis Museum Kaunas

Maironis Wohnung lag im oberen Stockwerk

Auffällig beim Besuch ist die Größe des Hauses und auf meine Frage, wie der Priester und Dichter Maironis, eigentlich Jonas Mačiulis, sich diese riesige Immobilie leisten konnte, war das Museumspersonal nicht verwundert. Demnach hatte Maironis mehrere Jobs, Prieser, Dichter, Lehrer und Vermieter. Er bewohnte mit seiner Schwester eine acht Zimmer Wohnung im Obergeschoss. Tatsächlich hat er mehrere Räume seines großen Hauses weiter vermietet. Außerdem sei er sparsam gewesen. Maironis gilt als einer der Wegbereiter des litauischen Nationalgefühls (dazu mehr unter Polnisches Problem).

Im Museum sind Wohnräume von Maironis mit Originalmöbeln rekonstruiert worden. Litauische Dichter wie Balys Sruoga, Julius Janonis, Ieva Simonaityte (Vilius Karalius) oder Salomeja Neris werden vorgestellt. Das empfehlenswerte Museum über Salomeja Neris am Kaunas mare ist eine Zweigstelle des Maironis Museums.

Interaktiv kann der Besucher die Zeit der Bücherschmuggler nachempfinden. Dafür schnallt man sich ein orginalgetreues Bücherbündel über die Schulter und sieht dann im Film russische Sodaten, die den Bücherschmuggler mit Flinten jagen. Dafür sollte man wissen, dass Bücher in lateinischer Schrift von 1864 bis 1904 in Litauen verboten waren. Grund war der Wunsch nach Russifizierung der einheimischen Bevölkerung, die seit der 3. Polnischen Teilung  von Russland besetzt waren.

Knygnešys  Maironis Museum Kaunas

Büchersack auf dem Rücken

Neben dem ernsten Hintergrund also auch durchaus was für Kinder.

Der Keller im gothischen Stil stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert und gehört zu den ältesten in Kaunas. Nach dem Krieg von 1812 war hier ein Krankenhaus untergebracht, nach den antirussischen Aufständen 1863 ein Gericht. Ein Gericht braucht ein Gefängnis, das wurde dann im Keller eingerichtet.
1903 wurde hier die Verwaltung der Forts von Kaunas eingerichtet. Russische Soldaten patroillierten nun vor der Tür.
Um 1909 kaufte Jonas Mačiulis das Anwesen.

Maironis Museum Kaunas Eingangstür

Über der Tür zu Maironis Zimmer ist eine "Kanklės" angebracht, die beim öffnen der Tür das Lied des Musikers J. Naujalis "Teures Litauen" abspielt

Mir hat das Museum sehr gut gefallen.

 

 

Kleines Video über die "Kankle" Musik der Eingangstür und das dreidimensionale Bild in Maironis Schlafzimmer

 

Arbeitszimmer

Maironis Museum Kaunas Arbeitszimmer
Dieses Zimmer hatte eine zweifache Bestimmung. Es diente für offizielle Empfänge und zugleich war es das Arbeitszimmer des Dichters. Hier stand Maironis oft am Pult, hat den Sonnenaufgang bewundernd und schrieb Gedichte. Man sagt, dass er in solchen Augenblicken vom Schaffensdrang ergriffen wurde, und hier entstanden die reifsten Werke des Poeten.
Zu sehen sind Bilder von Kazys Simonis (der etwa Ciurlionis Stil hatte), Mioduszewski, Mackevicius, Romeriene und anderen. 

 

Der Rote Salon

Maironis Museum Kaunas Rote Salon

Dieses nach der Farbe der Möbel benannte Zimmer war den höchsten Gästen vorbehalten. Dieser Salon galt als schönster Salon in Kaunas. Die Häkelarbeiten und Gardine sind Arbeiten von Maironis Schwester Marcele.
Die Bilder wurden von Janulis, Zikaras, Šimkunas und Carrier gemalt.

Marceles Zimmer

Maironis Museum Kaunas Marceles Zimmer
Der Dichter hatte drei Schwestern - Marcelė, Kotryna und Pranciška. Pranciška verletzte sich in der Kindheit am Kopt, blieb taub und stumm und am Lebensende wurde sie von den Russen nach Sibirien verbannt. Nur Kotryna war verheiratet und hatte sieben Kinder. Maironis brachte fast alle Kinder von Kotryna in seinem Haus unter und ließ sie zur Schule. In diesem Zimmer wohnte seine Schwester Marcelė, die den Haushalt führte. Marcelė war eine bescheidene Frau, mochte keinen Luxus und kümmerte sich um ihren Bruder und andere Verwandte, die in Maironis Haus wohnten.
Die alte Truhe brachte Marcelė aus dem Heimatdorf Bernotai mit. Auf der Truhe liegt gewebtes Tuch von Pranciška.
 

Der Große Salon

Maironis Museum Kaunas Grosse Salon
Hier feierte Maironis seinen Geburts-und Namenstag, Ostern, Weihnachten. Manchmal wurde dieser Salon als repräsentativer Saal genutzt, wenn sich hier ausländische Diplomaten und andere wichtige Gäste versammelten. Alle waren mit der Gastfreundlichkeit des Dichters, mit dem Programm zufrieden und die besten Klavierspieler spielten am "Rönisch" Flügel, der jetzt 150 Jahre alt ist. Während Feierlichkeiten spielt man noch heute.
Zu sehen sind die Eltern Maironis und ein Portrait von Maironis vom Maler J. Šileika. Das einzige Bild, auf dem Maironis zivile (keine geistliche) Kleidung trägt.


Familienspeisezimmer

Jeden Tag setzte sich zum Frühstück - und Abendessen an den gemütlichen Tisch eine kleine Gesellschaft: der Dichter selbst, seine Schwester Marcelė, Schwester Kotrynas lernende Kinder, irgendwelche arme Verwandte, um den sich die gute Marcelė kümmerte. Maironis aß zu Mittag meistens im Priesterseminar. Ob das Essen da besser war?

 

Schlafzimmer

Maironis Schlafzimmer Museum Kaunas

Hier blieb der Dichter alleine und konnte nach den Tagessorgen beten.
Das Bett und die Kommode sind mit Handarbeiten von Schwestern Marcelė und Pranciška geschmückt. Sie können auf dem Bettbezug drei gestickten Buchstaben sehen - K. J. M. Sie bedeuten "kunigas Jonas Mačiulis - Priester Jonas Mačiulis" Wenn Sie sich fragen, was die gestickte Zahl unten bedeutet: Die Schwestern von Maironis waren sehr ordentlich und kennzeichneten alle Wäschestücke ;-)

Zusehen sind Jesus und Maria eines unbekannten Malers. Ein sehr interessantes Bild, da sich, je nach Perspektive, die Bilddarstellung ändert.


Die Bibliothek

Maironis Museum Bibliothek

Hier arbeitete der Dichter gerne am Nachmittag, wenn die Sonne den Garten beleuchtete.

In Maironis Bibliothek blieben 795 Bücher unversehrt. Hier gibt es alte, ausgezeichnet eingebundene und illustrierte historische, religiöse und schöngeistige Bücher. Maironis beherrschte sieben Fremdsprachen. Poet las russische, polnische, deutsche, und französische Klassiker in Originalsprache. Viele Bücher mit
interessanten und achtungsvollen Widmungen wurden dem Dichter von anderen Schriftstellern geschenkt. Das älteste hier aufbewahrte Buch ist das Dritte Statut Litauens von 1600. Da es damals noch keine litauische Schriftsprache gab, wurden diese Statuten in Ruthenischer Sprache geschrieben. (Erstes weltliches Buch in litauischer Sprache kam von Donelaitis).
Auf dem Tisch liegt ein Telefonbuch von 1930. Maironis Nummer ist 1849.

Kellergewölbe Engelaustellung

Im Keller gibt es eine Engelausstellung

Maironis Museum Kaunas Denkmal

Maironis Denkmal vor dem Museum. Begraben ist er in der nahen St. Peter u. Paul Kirche

 

Maironis Museum

Rotušės a. 13, 44239 Kaunas

 

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